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Wenn am kommenden Wochenende beim 50. Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring zigtausend Fans ein Fest des historischen Rennsports feiern werden, ist auch ein Pionier des Langstrecken-Rennsports mit von der Partie. Vor 26 Jahren feierte der erste durch Manthey-Racing in Vollversion modifizierte Porsche 911 seinen Einstand auf der Nürburgring-Nordschleife. Zwei 24-Stunden-Rennen – eins auf dem Eifelkurs, eins auf dem Daytona International Speedway – überdauerte das Erstlingswerk, ehe es nach dem dritten Einsatzjahr erst einmal in einer Ausstellung mit dem Scheinwerferlicht um die Wette glänzte. Im Oktober 2018 – nach bald zwei Jahrzehnten Standzeit – erwarb der Wiesbadener Klassiker-Enthusiast Ralph Bahr das Original, das am 22. März 1997 als Porsche 911 Carrera Cup 3.8 RSR Coupé den Anfang einer weltweiten Erfolgsstory markiert hatte. Die erneute Inbetriebnahme war ein Restaurationsauftrag an die Saarländer Klassik-Spezialisten von Schumann Motorsport. Das Besondere daran: eine Personalie. Denn Oliver Bauer, zusammen mit Jürgen Schumann für die Reaktivierung zuständig, war schon beim vorerst letzten Auftritt im Juni 1999 für den Saugmotor-Renner im Nadelstreifen-Look zuständig. Für ihn war und ist es ein Wiedersehen mit seinem einstigen Arbeitsgerät, eine Zeitreise. Auch am kommenden Wochenende wird er Hand an der sporthistorischen Materie anlegen und womöglich einen weiteren Erfolg feiern.

Die Schlagzeilen:

Ein Langstrecken-Pionier: Neun Jahre vor dem ersten Triumph beim 24-Stunden-Rennen Nürburgring schuf Olaf Manthey den ersten eigenen Porsche-Umbau – noch ohne das später weltberühmte Kürzel MR.

Erster Auftritt am 22. März 1997: fünfter Gesamtrang für Olaf Manthey und Ulrich Galladé beim Saisonauftakt des Veedol-Langstreckenpokals auf dem Nürburgring als Auftakt einer internationalen Karriere.

Letzter professioneller Renneinsatz im Juni 1999: fünfter Gesamtrang für Galladé/Wlazik/Schirrmeister/Gindorf beim 27. Int. ADAC 24-Stunden-Rennen Nürburgring nach US-Gaststarts in Daytona und Sebring.

22. März 1997, 46. ADAC-Westfalenfahrt, erster Lauf zum Veedol-Langstreckenpokal Nürburgring 1997: Olaf Manthey und Ulrich Galladé feiern ihren Einstand mit einem brandneu aufgebauten Porsche. Basierend auf einem 911 Carrera Cup 3.8 Coupé, hat der einstige Fahrwerks-Ingenieur im DTM-Team des Schweden Ingmar Persson einen Gesamtsieg-Aspiranten geschaffen. Zwar behält er den Motorhubraum des vom Tolimit-Gründer Hans-Bernd Kamps übernommenen Markenpokal-Boliden des Modelljahrgangs 1995 bei, ansonsten bleibt jedoch wenig auf dem eher seriennahen Cup-Stand. Der Motor nähert sich der 1993 über das Vorgängermodell der Generation 964 eingeführten GT-Ausführung mit mehr als 335 PS an, die Karosserie legt deutlich an Breite zu, Bugschürze und hochgesetztes Heckflügel-Hauptblatt entsprechen dem 911 GT2 des Typs 993. Lackiert in Unischwarz, unterstreicht der bullig auftretende Bolide seine hohen Ansprüche. Für Olaf Manthey, der erst im Vorjahr in Rheinbreitbach seinen eigenen Rennstall gegründet hat, ist das Erstlingswerk von entscheidender Bedeutung. Fünf Jahre zuvor haben er und der Essener Ulrich Richter mit einem ebenfalls in eigener Regie vorbereiteten und eingesetzten DTM-Mercedes 190E 2.5-16 eine dominante Siegesserie hingelegt. Später wird der Brillenträger mit dem unverwechselbaren Tonfall seiner Heimat an der Ruhr auch auf dem neuen Manthey-Neunelfer seine Qualitäten als Langstrecken-Kenner unter Beweis stellen.

Doch zunächst zurück an den Nürburgring: Bei der Premiere am 22. März 1997 kommen Manthey/Galladé nach 23 Runden auf den fünften Rang in der Gesamtwertung. Eine Kollision – hinten rechts ist die Karosserie in Mitleidenschaft gezogen worden – verhindert eine bessere Platzierung. Die zwei dp-Porsche 935 II von Solist Jürgen Alzen und Karl-Robert Maaßen/Michael Irmgartz feiern dank ihres höheren aerodynamischen Abtriebs einen Doppelsieg. Der Konter aus Rheinbreitbach erfolgt schnell: Olaf Manthey erkennt, welch große Bedeutung dem Luftstrom an der Wagen-Unterseite zukommt. Und so ersinnt er gemeinsam mit Norbert Weber eine in der Mitte hochgesetzte Fahrzeugnase nach dem Vorbild der Formel 1, die in einen zunehmend verkleideten Unterboden übergeht. Statt auf großen aerodynamischen Druck von oben wie beim dp-Porsche 935 II setzt er auf den Sog, der das Fahrzeug von unten an die Asphaltdecke zieht – und hat Erfolg damit: Im Sommer 1998 feiern er und Ulrich Galladé ihren ersten Gesamtsieg. Es ist ein Meilenstein für das immer noch junge Unternehmen, das den Umzug in den zu dieser Zeit soeben erst erschlossenen Gewerbepark am Nürburgring plant. Die ersten Baustellenschilder werden praktisch zeitgleich mit dem ersten Triumph im Eifelboden verankert, der Einzug in die neuen, mehr als großzügigen Räumlichkeiten wird für das Frühjahr 2000 anvisiert.

In die Aufbruchstimmung passen ein Modellwechsel bei Porsche – 1998 übernimmt im Mobil1 Supercup die Neunelfer-Generation 996 mit dem Typ 911 GT3 Cup – und zwei Auslandseinsätze in Übersee: Im Frühjahr 1999 startet das 911 (993) RSR 3.8 Coupé bei den US-amerikanischen Langstrecken-Klassikern in Daytona und in Sebring. Während der bewährte Manthey-Porsche mit Gebläse-Luftkühlung auch in den Vereinigten Staaten überzeugt, bereiten sich Olaf Manthey und Ulrich Galladé zuhause auf den Umstieg in den 996 vor. Beim Saisonauftakt des Veedol-Langsteckenpokals auf dem Nürburgring 1999 – zwei Jahre nach der Premiere des RSR – sitzen sie bereits im wassergekühlten Cup-Renner. Beim 27. Int. ADAC 24-Stunden-Rennen Nürburgring ist der vorerst finale Einsatz des letzten Luftgekühlten mit Ulrich Galladé, Uwe Schirrmeister, Marc Gindorf und Karl-Heinz Wlazik vorgesehen. Für Olaf Manthey werden die ersten Tage im Juni 1999 zur besonderen Herausforderung. Er selbst kann auf dem Nürburgring gar nicht vor Ort sein, sondern muss seinem einstigen Arbeitgeber Ingmar Persson die Betreuung seiner Eigenkreation überlassen. Er tut dies aus gutem Grund, führt er doch den brandneuen 911 (996) GT3 R bei den 24 Stunden von Le Mans 1999 im Porsche-Auftrag in den Weltmarkt ein – ein Ritterschlag, 14 Jahre vor der 51-prozentigen Mehrheitsbeteiligung durch die Porsche AG anno 2013.

Damals schon in Persson-Diensten mit von der Partie: Oliver Bauer, der am Nürburgring die Fahne hochhält. Nach 136 absolvierten Runden – sechs Umläufe hinter der siegreichen wie überlegenen Chrysler Viper GTS-R – kommen Galladé/Wlazik/Schirrmeister/Gindorf auf dem fünften Gesamtrang ins Ziel. Es ist das letzte Rennresultat des aerodynamisch hocheffizienten Manthey-Porsche, der im Oktober 1990 durch die erste Breitversion des Typs 996 ersetzt wird: „Der Dicke“ ist geboren, die erste für Kunden frei zugängliche Rennversion nach dem „24h Specials“-Reglement mit dem Namenszusatz MR für Manthey-Racing. Im Jahr 2000 findet der Zornheimer Zahntechniker Wolfgang Destree, gemeinsam mit Kersten Jodexnis aus Hannover einer der frühen Klienten eines GT3 MR, einen noch treffenderen Namen: Sexbomb, angelehnt an den gleichnamigen Welthit des Briten Tom Jones im Sommer 2000. So entstehen sie, die Berühmtheiten der Nürburgring-Nordschleife. Dazu trägt nicht zuletzt das Rennsport-Museum am Nürburgring bei, das 911 (993) RSR 3.8 Coupé zieht für viele Jahre dort ein. Im Oktober 2018 erlöst es der Wiesbadener Klassiker-Enthusiast Ralph Bahr wieder aus seinem Dornröschenschlaf. Er erwirbt den Porsche und veranlasst die erneute Inbetriebnahme, die sich aufgrund der langen Standzeit als Restaurationsauftrag erweist – an Schumann Motorsport. Hintergrund: Olaf Manthey und das Brüderpaar Jürgen und Peter Schumann haben sich am Nürburgring für lange Zeit eine Box geteilt, sind von Nachbarn zu Freunden geworden. Außerdem gibt es da noch Oliver Bauer, der von Persson Motorsport in den Saarbrücker Familienbetrieb gewechselt ist und sich des wohlbekannten Ex-Arbeitsgeräts allzu gern annimmt.

Heute berichtet Peter Schumann: „Mein Bruder Jürgen und Oliver Bauer haben wirklich jede einzelne Schraubverbindung auseinander genommen, haben alle eventuellen Standschäden aufgespürt und fachgerecht beseitigt.“ Lohn der Mühen: Ralph Bahr und Originalfahrer Olaf Manthey, der sich 2022 mit dem Schumann-BMW 635 CSi Coupé Gruppe A den DTM Classic Cup sichert, können auf Anhieb wieder gewinnen. „Ich weiß schon lange, was die Schumänner zu leisten imstande sind“, meint der Rheinländer wie gewohnt pointiert dazu. Auch am kommenden Wochenende könnte es dazu kommen: Der 50. Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring steht auf dem Programm. Schumann Motorsport wird den Einsatz des 26 Jahre jungen Manthey-Porsche 911 RSR 3.8 Coupés vor Ort betreuen, von dem Ralph Bahr schwärmt: „Mein schönster Rennwagen bisher, ein absoluter Traum – den gebe ich nicht wieder her!“ Ein bemerkenswerter Satz in einem Marktsegment, in dem stetiger Wandel ein ebenso stetiger Begleiter ist. In gewisser Weise zeigt sich hier eine charakterliche Parallele zum Schöpfer des Porsche, zu Olaf Manthey selbst. Heute 67-jährig, wird ihm allzu gern nachgesagt, er sei in einem außergewöhnlichen Maße beharrlich. Da könnte etwas dran sein, in diesem Sinne: auf neue Erfolge im Neunelfer!

Verantwortlich für den Inhalt: netzwerkeins GmbH, Carsten Krome

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